Straßenszene mit Passanten
Kaltnadel mit Aquatinta auf Velin. 1920.
26,3 x 30,3 cm (45,3 x 52 cm).
Signiert "Bernh. Kretzschmar" und datiert.
Nicht bei Schmidt.
Expressionistisches Blatt von großer Erzählfreudigkeit: Gesellschaftskritisch und durchaus humorvoll schildert Kretzschmar die belebte Straßenszene. Entstanden ist die Kaltnadel 1920, in dem Jahr, in dem der Künstler nach Ausflügen zum Linol- und Holzschnitt wie auch zur Lithographie sich wieder der Radierung zuwandte, die in den folgenden Jahren im Mittelpunkt seines Schaffens stehen sollte. Brillanter, wunderbar gratiger Druck mit schön differenziertem Aquatintaton und dem vollen Rand.
"Die Flucht"; Ohne Titel
2 Bl. Bleistift auf Velin. Vor 1928.
29,8 x 23,3 bzw. 29 x 22,8 cm.
1 Bl. unten rechts mit Bleistift monogrammiert (ligiert) "AK", unten links (von fremder Hand?) betitelt.
"Die Flucht" diente wohl als Vorzeichnung zur Lithographie gleichen Titels, 1928 (Hoberg 104). Jeweils verso eine weitere Bleistiftzeichnung des Künstlers. Die skizzenhaften Figuren fängt Kubin mit den charakteristischen lockeren, leicht nervösen Linien ein, und stets haftet ihnen auch etwas Phantastisches an.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 228, 31.05.2014, Lot 1166
Privatbesitz Rheinland
Madonna mit Kind
Feder in Schwarz, laviert, und Kugelschreiber in Schwarz auf Velin. Um 1950.
32,5 x 26,7 cm.
Unten rechts in der Darstellung mit Feder in Schwarz signiert "AKubin".
Ein liebevoller Kubin, anders als der von Alpträumen heimgesuchte Künstler, zeigt sich in dieser Zeichnung: Feinsinnig erfasst er in vielfachen kurzen Linien, Schwüngen und Kringeln die beiden Figuren von Madonna und Kind unter dem Manteltuch, umgeben und plastisch ausgestaltet mit weichen Lavierungen. Immer wieder in seinem vielfältigen Werk zeichnet Kubin seine tiefsten Ängste in Gestalt von phantastischen Gestalten, grotesken Fratzen und bedrohlichen Momenten, setzt aber hier sein zeichnerisches Können und das charakteristische Vokabular ein, um den Inbegriff von Unschuld und Liebe ins Bild zu setzen.
Provenienz: Roland Graf von Faber-Castell, Stein
Europäischer Adelsbesitz 1978 (durch Erbschaft erhalten)
Sotheby's, London, Auktion 20.06.2019, Lot 318
Privatbesitz Rheinland
Frühlingsblumenstrauß
Öl auf Leinwand. 1923.
63,5 x 48,5 cm.
Unten links mit Pinsel in Blaugrün signiert "Brust" und datiert.
Frühe Arbeit des Künstlers, vor seiner abstrakten Schaffensphase, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Bald nach seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Schames Frankfurt 1922 wurde Karl Friedrich Brust Mitglied im Frankfurter Künstlerbund (1923). Im selben Jahr entstand das mit weichen Linien und sensibel abgestufter Palette gestaltete, frühlingshafte Stilleben.
Provenienz: Privatbesitz München
Henri, Florence
Poster for Hanover Gallery
Los 7105 [*]
Nachverkaufspreis
1.500€ (US$ 1,705)
Poster for Hanover Gallery
Farblithographie auf festem Velin. 1923/67.
24,3 x 20,3 cm (50,3 x 34,8 cm).
Signiert "Florence Henri" und datiert.
Geometrisch abstrahierte Komposition der avantgardistischen Künstlerin und Fotografin. Henri begann als Pianistin, nach dem Studium der Musik wandte sie sich der Malerei zu. In Berlin besuchte sie die Kunstakademie und war 1922/23 Schülerin von Johannes Walter-Kurau. In Paris lernte sie an der Académie Moderne bei Fernand Léger und Amédée Ozenfant, um dann 1927 für einen Sommerkurs an das Bauhaus in Dessau zu gehen. Hier war Josef Albers einer ihrer Lehrer. Bei László Moholy-Nagy studierte sie schließlich Fotografie. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Henri, Florence
Südliches Dorf mit zwei Männern
Los 7106 [*]
Nachverkaufspreis
1.500€ (US$ 1,705)
Südliches Dorf mit zwei Männern
Bleistift auf gräulichem Velin. Um 1925.
29,6 x 44,6 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Florence Henri".
Frühe, noch deutlich vom späten Kubismus beeinflusste Arbeit der Künstlerin. Im Jahr 1925 ging sie nach Paris zu Fernand Léger und Amedée Ozenfant an die Académie Moderne, wo Léger und der „Esprit nouveau“ Spuren in ihrem Werk hinterließen. Große Bedeutung erlangte Florence Henri dann als Fotografin am Bauhaus.
Provenienz: Privatbesitz Norddeutschland
Bassenge, Berlin, Auktion 103, 02.06.2014, Lot 7180
Brailovsky, Leonid M. und Brailovskaya, Rimma N.
Die vier Jahreszeiten
Los 7109
Nachverkaufspreis
8.000€ (US$ 9,091)
Die vier Jahreszeiten
4 Kompositionen. Aquarell, Gouache und Goldbronze über Bleistift auf Velin. Wohl späte 1920er Jahre.
Je 30,4 x 20,8 cm.
Alle unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "L. R. Braïlowsky".
Die ornamentalen, dekorativen Kompositionen im russischen Jugendstil zeigen Frühling, Sommer, Herbst und Winter und sind ein gemeinsames Werk des Künstlerpaares Rimma und Leonid Brailovsky, die ein gemeinschaftliches Studio betrieben. Sie heirateten 1898, emigrierten 1919 nach Lettland, lebten in Konstantinopel und Belgrad und übersiedelten 1925 nach Rom, wo sie auch für den Vatikan tätig waren. Leonid wirkte als Architekt, Bühnenbildner und Designer und lehrte in Moskau ab 1898 Architektur an der Lehranstalt für Malerei, Bildhauerei und Baukunst sowie an der Moskauer Stroganov-Schule. Ab 1909 war er überwiegend als Bühnenbildner tätig, bevor er nach der Oktoberrevolution mit seiner Frau das Land verließ. Rimma war Künstlerin, Textilgestalterin und Designerin und lehrte um 1900 ebenfalls an der Stroganov-Schule. Die vier kleinen Papierarbeiten können sicher als Entwürfe für Gemälde oder Email-Arbeiten gewertet werden. Sie sind der Expertin für russische Graphik des 19. und 20. Jahrhundert, Olga Glebova, bekannt.
Provenienz: Nikitsky Moskau, Auktion 28, 29.05.2014, Lot 29
Privatbesitz Berlin
Winterlandschaft
Aquarell und Kreide in Schwarz auf genarbtem Velin. 1925.
50,8 x 35,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Bargheer" und datiert.
1924 fasst Bargheer den Entschluss, freier Künstler zu werden, nachdem er eine Lehrerausbildung abgeschlossen hatte. In dieser schwungvollen frühen Komposition des Künstlers erfasst er die schneebedeckten Bäume mit lockerem Pinselstrich und ergänzt sie mit dynamischen Kreidestrichen.
Provenienz: Privatbesitz Brandenburg
Cádiz, Plaza de Isabel
Öl auf Leinwand. 1927.
73,5 x 110,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Geiger" und datiert.
Über die Plaza de Isabel in Cádiz fällt der Blick hinaus aufs offene Meer. Der sichere Duktus, die spitzwinklige Formensprache, charakteristisch für die Zwanziger Jahre, und die heiter leuchtende, helle Palette entsprechen dem Sujet vortrefflich. Seine große Begeisterung für Spanien, dessen Kultur und Naturschönheit hielt Geiger in zahlreichen Gemälden und Graphiken fest, auch noch nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1925. 1928 wurde er an die Staatliche Akademie nach Leipzig berufen, jedoch 1933 aufgrund seiner Opposition zum Nationalsozialismus gekündigt und seine Arbeiten als "entartet" diffamiert. Willi Geiger hatte bereits nach seinen Studien in München, unter anderem bei Franz von Stuck und Peter Halm, schon früh erste Erfolge als Künstler erzielen können. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs lebte er in Berlin, zog euphorisch wie viele in den Krieg, wurde aber von der grausamen Realität schnell eingeholt und psychisch schwer belastet. Nach Kriegsende nahm er ab 1920 eine Professur an der Münchner Kunstgewerbeschule an. Die Malerei brachte ihm allmählich wieder Ruhe, und sein Stil wandelte sich verstärkt hin zum Expressionismus. Preise und Stipendien ermöglichten ihm längere Aufenthalte in Italien und Spanien, wohin er immer wieder zurückkehren sollte.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Landschaft
Öl auf Hartfaser. 1925.
31,5 x 23,3 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Eugen Spiro" und datiert.
Nicht bei von Abercron.
Mit flockigem, impressionistisch gelöstem Pinselduktus erfasst Spiro die pittoreske Szenerie. In den Jahren 1918 bis 1935 unternahm der Künstler zahlreiche Reisen in den Süden Europas, so hielt er sich 1925 unter anderem am Lago Maggiore, an der Atlantikküste und in Südfrankreich auf, wo wahrscheinlich die sommerliche Landschaftsdarstellung entstand.
Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland
Mann und Frau
Feder und Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1931.
30 x 24,3 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert "-V-" und datiert.
Ein nächtliches Ringen. Ob aber Liebe oder Drama, das bleibt offen. Die Frau ist bis auf die Unterwäsche entkleidet, der bullige Mann hält sie in enger Umarmung und drängt sie zum Bett, das ein Paravent vom Rest der Stube abtrennt. Bereits während seiner Akademiezeit in Weimar entdeckte Bruno Voigt seine Liebe zur Milieuzeichnung. Die Enge und Einrichtung des Raumes verdeutlicht, dass es sich bei der frühen Zeichnung wohl um eine Szene im Arbeiter- oder Kleinbürgermilieu handelt, die der Künstler mit lebendigen Federstrichen und sparsamen Schraffierungen der schwarzen Kreide erfasst.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Liegender weiblicher Akt
Aquarell und Bleistift auf Skizzenbuchpapier. 1937.
31,7 x 47,8 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Georg Tappert" und datiert.
Mit breitem Pinselstrich konturiert Tappert den liegenden Frauenkörper treffsicher, ungeschönt und unmittelbar. Sein lebendiger, spontaner Duktus spiegelt die Impulsivität, mit der sich der Künstler seinem Motiv nähert und mit der er schonungslos auch die in der Verkürzung unförmig erscheinenden Partien schildert. Zugleich verleiht die Zartheit und Sensibilität der Aquarellierung im Umraum mit seinen differenzierten, nuancenreichen Zwischentönen der hellen Frauenfigur trotz ihrer üppigen Körperlichkeit etwas Durchscheinendes, Verletzliches. Nach der Gründung der "Novembergruppe" 1918 unterrichtete Tappert seit 1919 an der Schöneberger Kunstschule und der Reimann-Schule. In den 1920er/30er Jahren malte er oft Frauen aus den Berliner Nachtbars, Varietés, Cafés und der Zirkus- sowie Theaterwelt. Tapperts große Leidenschaft für die Zeichnung als künstlerisches Ausdrucksmittel zeigt sich auch darin, dass er insgesamt 4500 Blätter in zahlreichen Techniken, von Bleistift bis hin zum Aquarell, hinterließ.
Provenienz: Geschenk des Künstlers an Karl Hofer zu dessen 70. Geburtstag
Nachlass Karl Hofer
Lempertz, Köln, Auktion 30.11.2012, Lot 403
Privatsammlung Berlin
"Zoobesucher im Löwenhaus"
Aquarell und Bleistift auf genarbtem Velin. 1930.
45,7 x 60,8 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Ehmsen", verso mit Bleistift datiert, betitelt und mit der Werknummer "43".
Schattenhaft drehen Raubkatzen ihre unendlichen Runden hinter den Gittern des Berliner Zoos, nur wenige Besucher stehen davor. All das bleibt aber im Hintergrund: Im Fokus stehen die vier Gestalten vorne, die Plätze auf einer Bank ergattert haben und eine Pause in der raubtiergeschwängerten Luft des Löwenhauses genießen. Sie entsprechen ganz Ehmsens charakteristischem Repertoire skurriler, prägnant und doch mit liebevollem Blick gezeichneter Figuren. Nach seinen Studien 1906-09 an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, u.a. bei Peter Behrens, studierte er an der Académie Colarossi, Paris, und siedelte 1911 nach München, wo er Einflüsse durch den Blauen Reiter erhielt. Im Jahr 1929 ließ er sich in Berlin nieder, wo er bald die Kommunistische Partei bei den Reichstagswahlen unterstützte. Seine prägenden Erfahrungen in und nach dem Ersten Weltkrieg sowie Studien aus der Nervenheilanstalt dominierten sein Physiognomie- und Figurenrepertoire. Ehmsens aufrechte Haltung spiegelt sich auch in dem aufmerksamen Blick für die einfachen Menschen, der seinen Ausdruck in der vorliegenden Zeichnung findet.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 307, 31.05.2019, Lot 562
Privatbesitz Rheinland
Ausstellung: Heinrich Ehmsen, Kunstkammer Martin Wasservogel, Berlin 1930, Kat.-Nr. 21
Literatur: Adolf Behne, Heinrich Ehmsen, Potsdam 1946, Abb. 41
Lothar Lang, Heinrich Ehmsen, Dresden 1962, Tafel 49
Lothar Lang, Heinrich Ehmsen, in: Wegbereiter. 25 Künstler der DDR, Dresden 1976, Abb. S. 34
"De goede herder / Le bon Berger"
Öl auf Leinwand. 1936.
100 x 81 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Marc", verso mit Faserstift in Braun (von fremder Hand?) datiert, betitelt und bezeichnet.
Der Gute Hirte in Begleitung eines skurrilen Mischwesens, ähnlich einem Greif, das Fell durchsetzt mit menschlichen Augen - einem zentralen Motiv des Surrealismus. Am tiefblauen Himmel kreist darüber ein Vogel. Marc Eemans, einer der bedeutendsten Vertreter des belgischen Surrealismus, war auch Dichter und Kunstkritiker. Er galt anfangs noch als Pionier des abstrakten Konstruktivismus, bevor er sich um 1925 dem Surrealismus zuwandte. Bereits damals stellte er zusammen mit René Magritte und Salvador Dalí in der Pariser Galerie von Camille Goemans aus, wandte sich jedoch bald dem Magischen Realismus zu.
Provenienz: Privatsammlung Brüssel
Bassenge, Berlin, Auktion 108, 28.05.2016, Lot 8048
Privatbesitz Süddeutschland
"Dame beim Arzt I"
Öl auf Leinwand. 1948.
116 x 73 cm.
Verso auf dem Keilrahmen mit Kreide in Schwarz datiert, betitelt und bezeichnet "No. 28".
Üppige, vitale Frauenkörper faszinierten den Künstler, den Julius Meier-Graefe, sein Entdecker und Förderer, 1932 einen "proletarischen Rubens" nannte (J. Meier-Graefe in: Frankfurter Zeitung, 06.11.1932, Nr. 831-33, S. 14). Die Sinnlichkeit der Patientin in ihrer opulenten Erscheinung dominiert gegenüber dem dünnen, nach unten abgedrängten Arzt in der beinahe überlebensgroß gemalten Darstellung. Der hier festgehaltene Moment des Abhörens bestimmt Kleinschmidts künstlerische Auseinandersetzung mit den Thema "Frau beim Arzt", die in einer Folge von Gemälden und Zeichnungen ihren Niederschlag fand. Charakteristisch ist auch die ausschnitthafte Komposition und eine komprimierte, dicht gedrängte Darstellungsweise. Geprägt durch seinen familiären Hintergrund, die Welt des Schauspiels und Theaters, inszeniert Kleinschmidt seine Gemälde wie eine Theaterbühne. Seine Hauptfarbe Weiß ist auch im kühl ausgeleuchteten Interieur der Arztpraxis dominant. Eine Generation nach Corinth, den Kleinschmidt sehr verehrte, und zwischen Expressionismus, Realismus und Neuer Sachlichkeit stehend, nahm Kleinschmidt unter seinen Zeitgenossen Beckmann, Dix und Grosz stets eine Außenseiterposition ein. Die Arbeit ist Frau Dr. Barbara Lipps-Kant, Tübingen bekannt.
Provenienz: Dr. Tebruegge, Bensheim-Alsbach (Arzt des Künstlers)
Ernst Schonnefeld, Auerbach
Privatsammlung, Deutschland (durch Erbfolge vom Vorbesitzer, bis 2001)
Lempertz, Köln, Auktion 29.11.2006, Lot 200
Privatbesitz
Christie's, New York, Auktion 04.11.2009, Lot 333
Privatbesitz Rheinland
Mädchen mit erhobenen Armen
Öl auf Hartfaser. 1951.
77 x 49,7 cm.
Verso von Elisabeth Hofer, der Witwe des Künstlers, mit Feder in Blau signiert, datiert, betitelt und am 15.12.1979 bestätigt.
Wohlert 2373.
In einer hochspannenden, dynamisch-rhythmisch gestalteten Spachteltechnik schafft Hofer mit dem eigenartig entrückten Mädchenbildnis ein eindringliches Werk. Die Beseeltheit des Menschen ist der entscheidende Ausdruck, den Hofer in seinen Bildnissen einzufangen versucht. Seine Figuren sind nicht in erster Linie Individuen; über seine Modelle gibt der Künstler kaum verbindliche Auskunft. Auch im vorliegenden Werk gelingt es Hofer, Distanz zu schaffen: Er dreht das Mädchen ins Profil und verdeckt dazu noch die Hälfte der Gesichtspartie mit dem erhobenen Arm. Zugleich umrahmen beide Arme das Antlitz des Modells und betonen das zarte Profil im Zentrum des Bildes. Summarisch behandelt Hofer die Figur, aus den abstrahierten Formen und rhythmisch unterbrochenen Farbflächen artikuliert sich ein überzeugend plastisch-räumlich erscheinendes Bildnis. Unser Gemälde besticht mit dem feinsinnig abgestimmten, in delikaten Kontrasten gestalteten Kolorit von Antlitz, Kleidung und Hintergrund. 1931 schrieb der Dichter Alfred Mombert in einem Brief an Hans Reinhart: "Er ist selbstverständlich kein 'Portrait'-Maler. Es kommt ihm ja nicht darauf an, ein Stück Welt (in diesem Falle einen bestimmten homo) festzulegen, sondern Alles ist ihm Ausdrucksmittel zur Erkenntnis seiner Psyche." (zit. nach: Jürgen Schilling, Karl Hofer, Unna 1991, S. 23).
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 27.11.1999, Lot 262
Privatbesitz Rheinland
Ausstellung: Karl Hofer, Galerie Pels-Leusden, Berlin 1979, S. 4, Nr. 9a
"Nebel am Niederrhein"
Aquarell und Bleistift auf Karton. 1959.
49,7 x 71 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "F.L." (ligiert) und datiert, verso betitelt und bezeichnet "9.".
Von Abercron E-59-1.
Eine bewegungslose Stille und melancholische Grundstimmung erfüllt die menschenleere Landschaft. Meisterlich nutzt Lenk die fein differenzierte Bleistifttechnik dazu, auf der rauen, graublau grundierten Bildfläche den Nebel mit verschwimmenden, undeutlichen Konturen darzustellen. Dabei nimmt der Himmel den größten Teil der Komposition ein. Romantische Elemente und Neue Sachlichkeit zeigen eine gelungene Verbindung in der völlig realitätsbezogenen, unsentimentalen bildnerischen Auffassung des Künstlers. In den Außenmaßen leicht von den Angaben bei Abercron abweichend.
Provenienz: Privatbesitz Düsseldorf
Irene Lehr, Berlin, Auktion 26, 26.04.2008, Lot 363
Privatbesitz Berlin
Ohne Titel
Öl und Goldbronze auf Velin, auf Leinwand und Karton aufgezogen. 1934.
28,4 × 22,6 cm.
Unten rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert "FW" und datiert.
Aus der Tiefe des nachtblauen Untergrundes entwickelt sich die oval-längliche, weitgehend in sich geschlossene Form kristalliner Strukturen. In die pastos-dicken Farbstrukturen kratzt Winter labyrinthartig verschachtelte, teils winklig-gerade, teils kurvige Furchen, und dann wieder legt er die Farbe reliefhaft in linearen dicken Schwüngen auf den Malgrund. Ein ganz feines Schimmern der Goldbronze akzentuiert die Kanten und verleiht der Zeichnung die stille, entrückte Anmutung eines nächtlichen Himmels. Mit einer Expertise von Gabriele Lohberg, Trier, Oktober 2019.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 316, 20.11.2019, Lot 1240
Privatbesitz Sachsen
Im Schnee
Tempera, gefirnist, auf Karton, auf festen Karton aufgespannt. 1952.
62 x 87,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Theodor Werner" und datiert.
Lohkamp 322, Inventarnr. G.W. 2163.
Ein rhythmisches Schwingen erfüllt die Bildfläche, die abstrakten und zugleich organisch erscheinenden Formen im komplex geschichteten Bildraum zeugen von der metaphysischen Durchdringung des Künstlers. "Er gehört zu jenen 'denkenden Malern', die ihre schöpferische Produktivität aus der Spannung von Intuition und Überlegung entwickeln (...)" (Hans Kinkel, Begegnung mit Theodor Werner, 1961, zit. nach: Ausst.-Kat. Theodor Werner. Miniaturen auf Papier 1944-1968, Karl & Faber, München 1990, S. 3). 1950-55 gehörte Theodor Werner der Künstlergruppe "ZEN" in Berlin an. Zu dieser Zeit entstand die vorliegende großformatige Komposition. In den 1930er Jahren hielt Christian Zervos, der große französische Kunstkritiker, Herausgeber der "Cahiers d'Art" und des Picasso-Werkverzeichnisses, Theodor Werner für einen der größten zeitgenössischen deutschen Maler, und dank seiner Wertschätzung war Werner auch mit drei Bildern auf der Pariser Weltausstellung von 1937 vertreten. In Deutschland hingegen erlangte der Künstler erst 1947 durch eine Ausstellung der Galerie Gerd Rosen in Berlin Bekanntheit.
Provenienz: Arnold, Frankfurt, Auktion 25.11.2023, Lot 323
Karbstein, Düsseldorf, Auktion 16.03.2024, Lot 197
Privatbesitz Rheinland
Ausstellung: XXVI. Biennale Venedig, 1952, Kat.-Nr. 101
Theodor Werner, Arbeiten aus den Jahren 1947 bis 1952, Galerie Ferdinand Möller, Köln 1952, Kat.-Nr. 33
Hans Uhlmann, Theodor Werner, Woty Werner, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1953, Kat.-Nr. 33
Theodor Werner. Ausgewähte Arbeiten 1939-1966, Karl & Faber, München 1992, Kat.-Nr. 8
Grab des Vaters
Radierung mit Kaltnadel auf Bütten. 1922/23.
10,8 x 14,9 cm (26,8 x 35 cm).
Signiert "Marc Chagall". Auflage 110 num. Ex.
Kornfeld 20 IV c.
Blatt 20 aus der Folge "Mein Leben", erschienen bei Paul Cassirer, Berlin 1923. Ausgezeichneter Druck mit dem wohl vollen Rand, rechts mit dem Schöpfrand.
Vol de nuit (Oiseau XII)
Farblithographie auf Arches-Velin. 1957.
38,5 x 68,5 cm (54 x 76 cm).
Signiert "G Braque". Auflage 75 num. Ex.
Vallier 111.
Erschienen bei Maeght, Paris, in einer Gesamtauflage von 75 Exemplaren, zudem einige Künstlerexemplare; Druck Mourlot, Paris. Ganz prachtvoller, farbintensiver Druck des charakteristischen Motivs, mit dem vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.
Stadtansicht
Aquarell auf genarbtem Aquarellkarton. 1953.
11,3 x 6,4 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Beneš", verso mit Pinsel in Schwarz nochmals signiert "Beneš" und datiert.
Durch eine auf beiden Seiten angeschnittene Häuserwand blickt der Betrachter auf eine weite Landschaft, die sich in der Ferne des Hintergrundes erstreckt. Die charakteristische menschenleere kleine Stadtansicht des Künstlers ist in seinen typischen gedeckten Farbtönen gehalten, die von Grau- und Blautönen dominiert werden.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
"Strom vohrade"
Öl auf Malpappe, im Künstlerrahmen. 1967.
21 x 15,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert "Beneš", verso mit Pinsel in Schwarz nochmals signiert "VL. BENES". datiert und betitelt, auf der Rahmenrückseite auf Klebeetiketten bezeichnet "2" und "19".
"Der Baum des Gartens" lautet Beneš' Titel übersetzt. Dunkel und winterlich kahl ragt das Geäst des Baumes von links ins Bild und überwölbt die menschenleere, geometrisch verschachtelte Industrielandschaft. Die zu eckigen Farbflächen stilisierten Gebäude schiebt Beneš zusammen, so dass sie bauklotzartig aneinander stehen. Unregelmäßig grob liegen die vom Künstler selber angerührten Farben auf der Bildoberfläche und verleihen ihr einen körnigen, unruhigen Charakter. Die Stille und Einsamkeit der akribisch gemalten Szenerien lassen die einprägsamen Gemälde des Künstlers so einzigartig in ihrer Ausstrahlung erscheinen. Nach der Schließung der tschechischen Universitäten durch die Nazis verdingte sich Beneš als Hilfsarbeiter auf den Prager Werften und konzentrierte sich zugleich ganz auf sein künstlerisches Schaffen. 1943 wurde er zur Zwangsarbeit in Deutschland einberufen. Nach seiner Rückkehr trat er dem Verein Štursa bei. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1956 im Prager Theater D 34, ein Jahr später wurde er Mitglied der Gruppe Máj 57.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Bahnstation
Öl auf Malpappe, im Künstlerrahmen. 1968-70.
8,5 x 13,8 cm.
Verso mit Bleistift signiert "V. Beneš", mehrfach datiert und gewidmet, auf der Rahmenrückseite auf Klebeetikett bezeichnet "17".
Ein leeres Bahnhofsgebäude in karger Landschaft, vermutlich lokalisiert in der Prager Peripherie, malt Beneš in seinem charakteristischen reduzierten Flächenstil, für den er bekannt wurde. Verso vermerkt er mit seinen handschriftlichen Notizen zur Entstehung des Gemäldes mehrere Tage zwischen 1968 und 1970 für die Arbeit an dem kleinformatigen Gemälde. Anknüpfend an den sozialen Realismus und an die Poetik der konstruktivistischen Avantgarde, steht Beneš' Malerei für einen geometrisierenden poetischen Realismus. Charakteristisch ist auch die körnige, etwas grobe Struktur der stets von ihm selber angerührten Farben.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Selbstbildnis
Feder und Pinsel in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1957.
Ca. 37,4 x 27,2 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "Tübke" und mit Feder in Schwarz datiert, verso mit Bleistift mit der Werknummer "Z-20/57".
Das frühe Selbstbildnis Tübkes zeigt den Künstler in leichtem Dreiviertelprofil als Halbfigur vor neutralem Hintergrund und besticht durch eine fast majestätische Wirkung. Selbstbewusst blickt er mit einem konzentrierten, durchdringenden Blick aus dem Bildraum, den er mit einem dünnen gezeichneten Rahmen sicher abgrenzt. Tübke zeichnet sich im Alter von 28 Jahren, und vieles erinnert an Dürers "Selbstportrait im Alter von 26 Jahren" von 1498, das heute im Prado hängt. Wie der junge Renaissance-Künstler, legt auch Tübke seinen Arm locker auf eine Brüstung und schafft so einen klaren Übergang zwischen Bildraum und Betrachterraum - eine typische Pose autonomer Selbstportraits, die ab ca. 1500 von zahlreichen Künstlern wie Raphael und Rembrandt adaptiert wurde. Der Ausdruck von künstlerischem Selbstbewusstsein scheint auch bei Tübke maßgeblich zu sein. In intensiver Selbstbeobachtung betrachtet er sich vor dem Spiegel und betont beim Zeichnen vor allem die kraftvollen Konturen, während er die Plastizität vor allem im Gesicht mit feinen, teils expressiv nervösen Linien modelliert. Ein Auge bleibt dabei nahezu komplett verschattet. Der Umraum wird durch Kratzspuren auf der Papieroberfläche und Verwischungen, die wie Korrekturen wirken, diffus angedeutet. Die Hände, etwas unbeholfen verschränkt und in verzerrter Anatomie wiedergegeben, unterstreichen die Expressivität der Zeichnung und betonen die psychologische Tiefe des Portraits. Selbstbildnisse bilden einen großen Bestandteil im Œuvre des Künstlers. Insgesamt schuf er annähernd 200 in verschiedenen Techniken, von seiner Jugend bis ins hohe Alter. Unsere Zeichnung ist ein wunderbares Beispiel für die Verbindung von Tübkes akademisch geschulter Zeichenfertigkeit mit einem tiefen persönlichen Ausdruck.
Provenienz: Galerie Pels-Leusden, Berlin (vom Künstler erworben)
Sammlung Bernd Schulz, Berlin
Grisebach Berlin, Auktion 296, 26.10.2018, Lot 299
Privatsammlung Berlin
Ausstellung: Werner Tübke. Zeichnungen 1953-1981, Graphisches Kabinett der Galerie Pels-Leusden, Berlin 1981, Kat.-Nr. 30, mit Abb. (und falscher Maßangabe)
Zeichnung heute. Meister der Zeichnung. Denes, Gäfgen, Tübke, U-Fan, Kunsthalle Nürnberg und Musée Cantonal des Beaux Arts, Lausanne 1982/83, Kat.-Nr. 2, Abb. S. 84
Zeitspiegel II 1945-1986, Galerie Pels-Leusden und Villa Grisebach, Berlin 1986, S. 46/47, mit Abb.
Musen, Maler und Modelle, Galerie Pels-Leusden, Kampen 1996, Kat.-Nr. 115, S. 78
Kunst - Handel - Leidenschaft. 50 Jahre Galerie Pels-Leusden, Berlin u.a. 2000, S. 116/169, Abb. S. 117/169
Werner Tübke. Meisterblätter, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottdorf u.a., 2004/05, Taf. 1, Abb. S. 31
Zitronenstilleben
Öl auf Hartfaser. 1968.
40 x 52,5 cm.
Oben rechts mit Pinsel in Weiß monogrammiert "R.".
Charakteristische frühe Arbeit Richters. In der zeichnerisch linearen Wiedergabe von Richters Gegenstandswelt nutzt er in seinem frühen Schaffen bewusst die Tradition der Neuen Sachlichkeit der Leipziger Schule, nimmt aber auch formale Elemente des Surrealismus auf, später auch des Fotorealismus zur Verdichtung der Bildaussage. Der Künstler, ausgebildet als Porzellangestalter in Meißen, studierte 1953-58 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und ist einer der Mitbegründer der Leipziger Schule. Seine Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. in den Staatlichen und Städtischen Museen von Altenburg, Gera, Erfurt, Halle, Meinigen, Cottbus, Dresden, Leipzig und der Nationalgalerie Berlin.
Provenienz: Privatbesitz Sachsen
Koehler, Reinhold
Figur im Feld (Contre-Collage)
Los 7173
Nachverkaufspreis
1.500€ (US$ 1,705)
Figur im Feld (Contre-Collage)
Glasbruchstücke, Papier und Zeitungsausschnitte, teils mit schwarzer Farbe unterlaufen, montiert auf Leinwand. 1965.
19,1 x 17,5 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz unleserlich signiert und datiert, verso auf der Leinwand mit dem schwarzen Nachlaßstempel, auf dem Keilrahmen mit Bleistift bezeichnet "CONTRE COLLAGE" sowie mit zwei typographisch bezeichneten Klebeetiketten.
Reizvolle, mit der schneckenförmig aufgebrochenen Glasscheibe bewusst komponierte Arbeit aus der Serie der Contre-Collagen. Koehler nutzt eine rückseitig mit weißem Papier und Zeitungsfetzen beklebte Fensterglasscheibe, die er bewusst zertrümmert und in das Netz aus Rissen schwarze Farbe fließen lässt. In Dortmund geboren, bildete sich Koehler während des Zweiten Weltkrieges autodidaktisch im Malen und Schreiben und gilt heute als experimenteller Maler, Graphiker, Objektkünstler und Lyriker mit Schwerpunkt auf Materialbildern, die stets eine haptische Komponente haben und ertastbar sind.
Radziwill, Franz
Bildnis des Schauspielers Aubin (Alain Toubas)
Los 7174
Nachverkaufspreis
10.000€ (US$ 11,364)
Bildnis des Schauspielers Aubin (Alain Toubas)
Öl auf Leinwand, kaschiert auf Malpappe. 1969.
62 x 53 cm.
Unten links mit Pinsel in Rotbraun signiert „Franz Radziwill“, verso mit Pinsel in Rotbraun bezeichnet "603".
Schulze 807.
Ein junger Mann mit dunklem Haar, rotem Jackett und gestreifter Krawatte blickt den Betrachter mit ernster Miene frontal an. Auf dem Fensterbrett links hinter ihm liegen zwei Bücher - oder schweben sie vielmehr? Der Blick aus dem Fenster wird durch ein südländisches Wohnhaus unter einem vom Vollmond erhellten Nachthimmel aufgefangen. Franz Radziwills Frühwerk war, angelehnt an den Stil der Brücke-Künstler, noch sehr vom Expressionismus geprägt. Doch bekannt wurde er mit seinen sachlichen Industrielandschaften und Endzeitszenarien des Magischen Realismus, einer Form der Neuen Sachlichkeit mit surrealistischen Anklängen, inspiriert durch Giorgio de Chirico und die Pittura Metafisica. Die meisten seiner Bildnisse hatte er sehr früh, bereits in den 1920er Jahren, beeinflusst durch Portraits der Renaissance, gemalt.
Bei unserem Portrait handelt es sich um ein spätes Auftragswerk des Jahres 1969, wie Recherchen hierzu anlässlich der Ausstellung „Familie. Freunde. Fremde.“ im Franz-Radziwill-Haus im Herbst 2022 ergaben. Der italienische Galerist Emilio Bertonati, der sich sehr um Radziwills Werk bemühte, vermittelte den Kontakt zu dem bedeutenden Mailänder Schriftsteller, Kunstkritiker und Dramatiker Giovanni Testori. Dieser beauftragte Radziwill mit mehreren Portraits zu derselben Person: seinem französischen Lebensgefährten Alain Toubas (1938-2021), der nach Italien gezogen war und dort Schauspieler wurde. Beeinflusst von Testoris Arbeit als Kunstkritiker, eröffnete Toubas in Mailand eine eigene Galerie und beide bauten eine große Kunstsammlung auf. Das formatfüllende Portrait wurde sorgsam, mit akribisch-feinem Pinselstrich gemalt. Nüchtern, in neusachlicher Malweise sind die Farben akkurat und in gedeckter Farbpalette sorgfältig ausgewählt und nebeneinandergesetzt. Da der Dargestellte nicht Portrait sitzen konnte, verwendete Radziwill mehrere Fotos als Vorlage. Dies lässt sich an dem unterschiedlichen Blickwinkel auf Nase und Mund erkennen. (Vgl. radziwill.de, Zugriff 14.10.2025).
Provenienz: Privatbesitz Mailand
Privatbesitz Bremen
Grisebach, Berlin, Auktion 41, 26.11.1994, Lot 207 (verso mit dem Auktionsetikett)
Privatsammlung Berlin
Ausstellung: Familie. Freunde. Fremde. Bilder vom Menschen, Franz-Radziwill-Haus, Dangast 2022-23
Zu: Lewis Carrolls Wunderhorn III
Farbige Frottage, Farbstift in Orange auf Arches-Velin. 1969.
33,6 x 24,8 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "max ernst".
Spies/Metken/Pech 4530.
Lewis Carrolls surreale, märchenhafte Erzählungen inspirierten immer wieder die surrealistischen Künstler und übten einen großen Einfluss auf Max Ernst aus. Seine bizarre, charakteristische Frottage ist eine vorbereitende Studie zu Blatt III, Seite 9 der Illustrationen zu Lewis Carrolls Wunderhorn; etwas früher als die Lithographie entstanden, zeigt sie das komplette Motiv in Gelborange. Die endgültige Lithographie wurde 1970 schließlich in Blau, Rot und Gelb gedruckt, das Buch mit 36 Farblithographien und Texten von Max Ernst und Werner Spies erschien bei der Manus Presse, Stuttgart. Die ebenso ironisch-humorvollen wie poetischen Lithographien stellen eine Hommage an die Logik des Mathematikers und Schriftstellers Carroll dar. Ganz in seinem Sinne lassen Max Ernsts Zeichen und Symbole keine unmittelbare Erkenntnis zu, sondern müssen erst entschlüsselt werden. Das Motiv griff Max Ernst etwas später, 1972, nochmals auf, vgl. Blatt 14 aus der Serie "Lithographie surimprimée, Max Ernst sur Max Ernst" von 1972, Spies-Leppien 240. Diese Lithographie stimmt außer im oberen Viertel mit der Darstellung der Frottage überein und wurde damals von Pierre Chave nur als Einzelexemplar gedruckt.
Provenienz: Alphonse Chave, Vence
Galerie Arditti, Paris
Galleria Tega, Mailand
Calmels Cohen, Paris, Auktion 22.06.2006, Lot 183
Privatsammlung Frankreich
Sotheby's, London, Auktion 06.02.2008, Lot 146
Privatsammlung Rheinland
Ausstellung: Max Ernst, Frottages, lithographies, originaux pour Wunderhorn de Lewis Carroll, Galerie Alphonse Chave, Vence 1970
"Portrait"
Frottage und Bleistift auf Bütten. 1974.
32 x 22,9 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "max ernst" und datiert, unten links betitelt.
Innerhalb der Klarheit der elegant und sicher geschwungenen Konturlinien entfaltet sich eine feinsinnig gestaltete phantastische Welt verborgener Strukturen und lediglich zu ahnender Materialien. Innerhalb der schwebenden Kopfform lässt der Zufall tatsächlich ein angedeutetes Gesicht entstehen. Als bildnerisches Äquivalent zur Écriture automatique erfand Ernst ab 1925 neue Techniken in der Malerei und Graphik, darunter die Frottage, die eine vorhandene Struktur mittels Durchpausens mit Bleistift oder farbigen Kreiden auf Papier überträgt. So integriert er das Element des Zufalls in seinen Schaffensprozess. Das Blatt ist Werner Spies, Paris, bekannt.
Provenienz: Galeria Trece, Barcelona
Sotheby's, London, Auktion 09.02.2005, Lot 360
Privatbesitz Rheinland
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